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Am Ende der einstündigen Präsentation war ich baff und mein Notizbuch um mehrere beschriebene Seiten reicher: Die jüngsten Szenen aus Watch Dogs haben mich schwer beeindruckt. Selbst Grand Theft Auto 5 wird es schwer haben, eine ähnlich glaubwürdige Welt wie Ubisofts Open-World-Kracher auf den Bildschirm zu zaubern, denn hier wird selbst der Wind und Wellengang simuliert! Besonders begeistert bin ich von den Zufallselementen im Spieldesign: Die ad hoc generierten Missionen versprechen dutzende Stunden Spielspaß. Watch Dogs wirkt dadurch unheimlich dynamisch, jeder Spieler dürfte seine ganz eigenen denkwürdigen Momente erleben. Nur die Kampagnenmissionen werden wohl für alle gleich sein. Zu dumm, dass Ubisoft dazu bislang nichts verraten will. Ich bin mir nämlich weiterhin unsicher, ob es der bislang auffällig stumme Aidan Pearce in Sachen Charme und Dramatik mit den drei lässigen GTA 5-Protagonisten Michael, Trevor und Franklin aufnehmen kann. Im Zweifelsfall erzählt GTA 5 die bessere Geschichte – aber Watch Dogs könnte in Sachen Gameplay und Grafik die Nase ein ganzes Stück vorn haben.
Nach dem Besuch in Paris freue ich mich zwar immer noch auf Watch Dogs, aber ein paar nagende Zweifel haben sich inzwischen eingeschlichen. Wirklich aufregende Ankündigungen? Fehlanzeige - stattdessen gab's einen erheblichen Teil der gezeigten Features schon in diversen Trailern zu sehen. Mehr zur Story oder zum bislang ziemlich blassen Aiden? Auch Fehlanzeige - stattdessen gab's zwar coole Details wie das Invasion-Minispiel, aber die können auch nicht kaschieren, dass ich immer noch keine Ahnung habe, ob das Missionsdesign tatsächlich so abwechlungsreich ist wie es die ganzen Smartphone-Möglichkeiten versprechen.
Keine Frage, die vorgestellten Open-World-Passagen machen Lust auf mehr, auf viel mehr sogar. Aber wenn ein Spiel sechs Monate vor Release so wenig zeigt, dann bleibe ich schon mit der ratlosen Frage zurück, ob das erhoffte »viel mehr« überhaupt drinsteckt.
[...]Watchdogs probiert, seiner Stadt mit zahllosen Details viel Leben einzuhauchen, wählt mit seinem sehr nahem SciFi-Setting genau den richtigen Grundton und experimentiert mit vielen dynamischen Mechaniken bei der Verteilung der Dinge, die ihr als Spieler machen könnt. Noch dazu sieht es einfach schweinemäßig gut aus. Alle Grundlagen scheinen vom Fahren über das Ballern bis zu den Bewegungen der Figur selbst mit viel Liebe für alle Feinheiten sauber umgesetzt. In dieser Richtung habe ich nicht die geringsten Bedenken, dass Watchdogs ein von vorn bis hinten durchgestyltes Produkt wird.
Meine Sorge ist, dass es am Ende ein wenig zu routiniert ablaufen könnte, dass sich das Ampel-Hacken bei Verfolgungsjagden, das Kamerahopsen und das Telefonbespitzeln ein wenig zu schnell abnutzen könnte. Aber das wird sich erst in einer sehr langen Spielsession zeigen. [...]
Es war vielleicht ein Fehler von Ubisoft, sich bei der Präsentation von Watch_Dogs einzig auf die Spielereien innerhalb der offenen Welt zu konzentrieren und die potenziell wesentlich interessanteren Story-Missionen komplett außen vor zu lassen. Nicht falsch verstehen: Trotz des massiven Tearings, unter dem die gezeigte Version noch litt, ist die lebendige Kulisse mit ihrer Wind- und Wassersimulation, den zahlreichen Passanten und Stadtverkehr mindestens so beeindruckend wie die zahlreichen Möglichkeiten, die sich durch das Hacking ergeben. Allerdings bin ich mir nicht sicher, wie lange ich Spaß daran haben werde, fremde Handys zu knacken, über Webcams Wohnungen auszuspionieren oder mir zähe Verfolgungsjagden mit den Cops zu liefern. Momentan wirkt Chicago auf mich wie ein großer Spielplatz, auf dem ich aber nicht unbedingt viel Zeit verbringen will. Das liegt zum einen daran, dass mir die Hacking-Mechanik etwas zu simpel erscheint und daher ähnlich wie in Syndicate schnell an Reiz verlieren könnte. Zum anderen bin ich skeptisch, ob die „Crime Activity“ genügend Variationen bietet, um mich bei der Stange zu halten oder lediglich Abwandlungen von Story-Missionen darstellen. Es wird entscheidend sein, ob Watch_Dogs abseits des technisch imposanten, aber inhaltlich leicht austauschbaren Abenteuerspielplatzes mit einer spannenden Geschichte, Dramaturgie und einem starken Missionsdesign überzeugen kann. Ich bin vorsichtig optimistisch, dass dies mit der kreativen Energie von fünf Entwicklungsstudios gelingt und am Ende mehr herauskommt als das, was man in Paris zu sehen bekam.